Welterbetag 2016: Das neue Schwarzbuch 2016 liegt vor


Das neue Schwarzbuch 2016 für das UNESCO-Weltkulturerbe Bergwerk Rammelsberg erscheint pünktlich zum Welterbetag. Foto: Anke Donner
Das neue Schwarzbuch 2016 für das UNESCO-Weltkulturerbe Bergwerk Rammelsberg erscheint pünktlich zum Welterbetag. Foto: Anke Donner | Foto: Anke Donner



Goslar. Pünktlich zum Welterbetag erscheint das neue Schwarzbuch 2016, eine kritische Bestandsaufnahme zum Zustand des Weltkulturerbes „Erzbergwerk Rammelsberg und Altstadt Goslar“. Das geht aus dem nachfolgenden Bericht von Christina Singewald hervor den regionalHeute.de an dieser Stelle unkommentiert veröffentlicht.



Zum Welterbetag 2010 erschien erstmals eine kritische Bestandsaufnahme zum Zustand des Weltkulturerbes „Erzbergwerk Rammelsberg und Altstadt Goslar“ – seinerzeit herausgegeben von der Kulturinitiative Goslar. Die Kritik am Umgang der Stadt Goslar mit ihrem Weltkulturerbe führte seinerzeit zwar zur Einrichtung einer Arbeitsgruppe aus Verwaltung, Politik und Kulturinitiative zur Aufarbeitung der einzelnen Themen; nach der Ratswahl 2011 wurde das Gremium aber in aller Stille aufgelöst. Auch die Kulturinitiative legt die ursprüngliche Absicht zur regelmäßigen Fortschreibung schnell zu den Akten.

Eine Reihe von Mitautoren am damaligen Schwarzbuch wollte sich mit dieser Situation nicht abfinden und traf sich erstmals Ende 2014 als „Arbeitsgruppe Lokales Welterbe-Monitoring“. Unter der Schriftleitung von Christina Singewald, Diplomingenieurin (FH) für Architektur, wurden in mehreren Treffen die Themen von 2010 ebenso aufgearbeitet wie eine Vielzahl neuer Entwicklungen im Geltungsbereich des Weltkulturerbes, das zwischenzeitlich um die Objekte der Oberharzer Wasserwirtschaft erweitert wurde.

Herausgekommen ist eine fast 50 Seiten umfassende Schrift zu diversen Aspekten des Weltkulturerbes. Hat sich die Situation seit 2010 verbessert? Die Antwort lautet eindeutig: Nein! Listete die Kulturinitiative 2010 noch 19 Kritikpunkte auf, ist die Zahl sechs Jahre später auf 33 gestiegen. Christina Singewald: „Die Stadt Goslar vermarktet gerne die positiven Seiten des Kulturerbes; es fehlen aber Einsatz und Sensibilität, um neue Bausünden und Verluste an historischen Werten zu unterbinden“. Das Schwarzbuch listet eine Vielzahl von Gebäuden auf, die von Leerstand und Verfall bedroht sind und deren Zustand sich seit 2010 deutlich verschlechtert hat.

Kritische Anmerkungen gibt es zum geplanten, modernen Anbau am Rathaus, der monotonen „Betonwüste“ am Jakobikirchhof und der erst am Jahresanfang aktuell gewordenen Absicht der Stadtverwaltung, marode und geschädigte Balken am Verwaltungsgebäude Kornstraße 97 nicht zu sanieren sondern einfach hinter einer Schiefereindeckung verschwinden zu lassen.

Auch mit grundsätzlichen Fragestellungen beschäftigt sich das neue Schwarzbuch. Die Themen reichen vom Einsatz fachlich ungeeigneter Baustoffe und Anstrichsysteme, über richtlinienwidrige Balkonanbauten bis hin zur Schließung öffentlicher Einrichtungen in der Altstadt und dem damit verbundenen Verlust an Lebensqualität für heutige und künftigeEinwohner.

Längere Beiträge beschäftigen sich mit dem ehemaligen Erzbergwerk Rammelsberg, der Verfüllung der Schiefermühle mit Abfällen und dem von der Denkmalpflege geduldeten Verfall des alten Betriebsgebäudes im Communion-Steinbruch, in dem sich noch ein historisch bemerkenswerter Bildzyklus von Karl Reinecke befindet, dem aber von der Welterbestiftung keinerlei Beachtung geschenkt wurde.

Neuerung im Schwarzbuch ist ein sogenannter „Verlustmonitor“. Damit soll mittelfristig das vom kürzlich verstorbenen Heimatforscher und Bauhistoriker Hans-Günther Griep anlässlich des Kaiserpassagenneubaus erstellte Kartenwerk fortgeschrieben werden. Griep hatte seinerzeit nachgewiesen, dass fast ein Drittel des historischen Baubestandes erst nach dem 2. Weltkrieg durch politische Fehlentscheidungen verloren gegangen ist.

Die „Arbeitsgruppe Lokales Welterbe-Monitoring“wird ihre Arbeit auch nach der Fertigstellung des neuen Schwarzbuches fortsetzen. Christina Singewald: „Wir erhoffen uns viele Anregungen für die Fortschreibung des Schwarzbuches in der näheren Zukunft“.

Das neue Schwarzbuch 2016 kann kostenlos unter www.welterbemonitor.wordpress.com heruntergeladen werden.


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