Weißenburg und seine frühmittelalterliche Bibliothek


Das Bild zeigt in der mittleren Spalte den Beginn des Matthäus-Evangeliums. In den Seitenspalten sind die lateinischen Glossen, Erklärungen zu verschiedenen Textstellen, zu sehen, die Otfrid von Weißenburg zur Auslegung der jeweiligen Versen eigenhändig schrieb. (Foto: HAB)
Das Bild zeigt in der mittleren Spalte den Beginn des Matthäus-Evangeliums. In den Seitenspalten sind die lateinischen Glossen, Erklärungen zu verschiedenen Textstellen, zu sehen, die Otfrid von Weißenburg zur Auslegung der jeweiligen Versen eigenhändig schrieb. (Foto: HAB) | Foto: HAB



Wolfenbüttel. Im Begleitprogramm der Ausstellung „Gedanken am Rande. Marginalien in Text und Bild 800-1800“ hält Cinzia Grifoni (Wien) am Freitag, 16. Oktober um 19.00 Uhr in der Augusteerhalle der Bibliotheca Augusta einen Vortrag mit dem Titel „Weißenburg und seine frühmittelalterliche Bibliothek: zu Besuch bei Otfrid“.

Otfrid prägte in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts durch seine Tätigkeit als Lehrer und Bibelexeget und dank seiner Vernetzung mit den wichtigsten Persönlichkeiten und Bildungszentren seiner Zeit das kulturelle Leben und die Buchproduktion des elsässischen Klosters Weißenburg. Die Mehrheit der noch erhaltenen Handschriften, die entweder unter Otfrids unmittelbarem Einfluss oder vermutlich von ihm selbst geschrieben wurden, haben seit dem Ende des 17. Jahrhunderts in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel eine neue Heimat gefunden und sind nun zum Teil Gegenstand der Sonderausstellung „Gedanken am Rande. Marginalien in Text und Bild 800-1800“. Der Vortrag widmet sich der Beschreibung einiger Editionen von Büchern der Bibel, die vermutlich von Otfrid selbst konzipiert und realisiert wurden. Dabei wird erörtert, aus welchem Grund, mit welchen Zielen und für welches Publikum diese beeindruckenden Handschriften hergestellt wurden.

Die Ausstellung „Gedanken am Rande. Marginalien in Text und Bild 800-1800“ richtet den Blick auf die Bedeutung und Funktion von Marginalien in Handschriften, Drucken und Graphiken aus den Jahren 800 bis 1800 zu sehen. Dicht gefüllte Seiten mittelalterlicher Bücher entführen in die Schreibstuben von Klöstern und in die Sammlungen von Königen. Randbemerkungen in Drucken mit gelehrten, frommen und unterhaltsamen Inhalten von der Reformationszeit bis zur Aufklärung veranschaulichen die intensive Auseinandersetzung der Leser mit ihrer Lektüre. Die Ausstellung ist bis zum 15. November 2015 in der Augusteerhalle und im Kabinett der Bibliotheca Augusta zu sehen.

Dr. Cinzia Grifoni ist am Institut für Mittelalterforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien im Projekt „Social Cohesion, Identity and Religion in Europe 400-1200“ beschäftigt. Der Eintritt ist frei!


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