Sozio-Med-Mobil soll ärztliche Versorgung auf dem Land sichern


Wolfenbüttels DRK-Vorstand Andreas Ring (hintere Reihe, Dritter von rechts) freute sich zusammen mit den Vertretern der anderen Projekte über den Förderbescheid. Foto: DRK
Wolfenbüttels DRK-Vorstand Andreas Ring (hintere Reihe, Dritter von rechts) freute sich zusammen mit den Vertretern der anderen Projekte über den Förderbescheid. Foto: DRK | Foto: DRK

Wolfenbüttel. Das DRK Wolfenbüttel stellt mit dem Sozio-Med-Mobil künftig die Versorgung im ländlichen Raum mit Arzt- und Beratungsleistungen sicher. Möglich macht es eine Förderung des Europäischen Sozialfonds.


Ein besonders innovatives Projekt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) steht in den Startlöchern. Der DRK-Kreisverband Wolfenbüttel hat jetzt den Förderbescheid für das "Sozio-Med-Mobil" entgegengenommen. Dieses Angebot soll künftig Beratung und Mobilität im ländlichen Raum sicherstellen. Die Staatssekretärin der niedersächsischen Staatskanzlei, Birgit Honé, überreichte die Förderbescheide im Amt für regionale Landesentwicklung in Braunschweig an insgesamt vier hochkarätige Projekte. Das DRK Wolfenbüttel reihte sich neben echten Schwergewichten ein: Wolfsburg AG, Allianz für die Region und Universitätsmedizin Göttingen heißen die anderen geförderten Projektträger.

„Unsere Richtlinie lautete: soziale Innovation. Wir wollen besonders fortschrittliche Projekte fördern“, sagte Honé in ihrer Begrüßungsrede. Dabei sollte den Projektträgern ein möglichst großer Freiraum gelassen werden, wie sie sich den individuellen Herausforderungen stellen. Überall in Niedersachsen, so Honé, stelle der demografische Wandel große Herausforderungen an die Gesellschaft. Die nun geförderten Angebote sollten daher perspektivisch auch in anderen Regionen umgesetzt werden können.

Schlechte Versorgung auf dem Land


Zu den großen Problemen zählten etwa die Arztversorgung und der Zugang zu sozialen Beratungsangeboten auf dem Land, berichtete Wolfenbüttels DRK-Vorstand Andreas Ring, als er das Sozio-Med-Mobil vorstellte. „Das Projekt soll knappe Ressourcen mit den Bedarfen vernetzen“, erklärte Ring. Fachärzte gebe es beispielsweise fast nur noch in den Kreisstädten und den Oberzentren. Das gelte ebenso für soziale Beratungs-Angebote. Über eine mit der TU Braunschweig zu entwickelnde Online-Service-Plattform können künftig etwa kooperierende Ärzte ein Kontingent für Sprechstunden eingeben. Ein Fahrdienst werde die Patienten aus den Gemeinden zu ihrem Gesundheitsdienstleister bringen.

Das Projekt trage somit dazu bei, Mobilität und Beratung der Bewohner des ländlichen Raumes deutlich zu verbessern - nachhaltig, modellhaft und übertragbar. Mittels des Sozio-Med-Mobils wird von Armut betroffenen, chronisch Kranken, Geflüchteten und Menschen mit Behinderungen einerseits und Sozial- und Gesundheitsdienstleistern, Ärzten, Therapeuten und Beratern andererseits die Möglichkeit eröffnet, kostenlos Fahrdienste und mobile, individualisierte Beratungsleistungen zu nutzen. Die Kombination dieser Maßnahmen mit dem Ziel, ein tragfähiges Netzwerk zu errichten, ist bundesweit einmalig.

Laut der für die Versorgungssicherheit zuständige Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) können landesweit 400 Arztsitze in ländlichen Regionen nicht besetzt werden. Bis 2030 werde jeder fünfte Hausarzt seinen Praxisbetrieb einstellen. Das Durchschnittsalter der Hausärzte liegt bei 52 Jahren. 13 Ärzte fehlen insgesamt im Versorgungsbereich Wolfenbüttel. Bei den sozialen Diensten sieht es kaum besser aus: je weniger Menschen es in ländlichen Regionen gibt, umso weniger finanzierbar sind Beratungsstellen oder unterstützende Dienste. Immer mehr Sozialdienstleister haben sich bereits in die Zentren zurückgezogen.

Unterschiedliche Bedarfe


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Der Wissenschaftler Alexander Perl (von links), die Bürgermeisterin der Samtgemeinde Elm-Asse Elm-Asse Regina Bollmeier und DRK-Vorstand Andreas Ring nehmen für das DRK Wolfenbüttel den Förderbescheid von Birgit Honé, Staatssekretärin in der Staatskanzlei, und Matthias Wunderling-Weilbier, Landesbeauftragter für die Region, in Empfang. Foto: DRK





In den Samtgemeinden seien die Bedarfe unterschiedlich. Daher seien sie als Kooperationspartner im Projekt gefragt. In der Samtgemeinde Elm-Asse, die zu den Partnern des DRK zählt, etwa werde die Einwohnerzahl in naher Zukunft sinken, während das Durchschnittsalter steigt. „Wir werden in dem Projekt einen modularen Baukasten entwickeln, der auch auf andere Landkreise übertragbar sein wird“, erklärte Andreas Ring.

Das zweijährige DRK-Projekt wird unter wissenschaftlicher Begleitung Lösungen für bereits bestehende und zu erwartende soziale- und medizinisch-gesundheitliche Versorgungslücken entwickeln. Ziel ist es, möglichst viele Arztpraxen sowie Sozial- und Gesundheitsdienstleister einzubinden. Sie werden mit dem Bus aufs Land gebracht - oder die Landbevölkerung zu ihnen. Das Sozio-Med-Mobil ist damit eines von derzeit zehn sozial-innovativen Projekten, die überall in Niedersachsen übertragbare neue Wege und Lösungen zur Versorgung der Landbevölkerung mit Gesundheits- und Sozialdienstleistungen erproben.

Basierend auf den Ergebnissen der Landesinitiative "Gesundheitsregion Niedersachsen" und dem "Integrierten Entwicklungskonzept Elm-Asse" sollen auf diesem Wege "ländliche Lösungen" für unterversorgte Regionen erprobt und verstetigt werden. Das DRK-Projekt verfolgt einen neuen, umfassenden Ansatz zur Lösung der vielschichtigen Problemlage.

Vorgesehen ist ein Maßnahmenpaket aus träger-übergreifender professioneller Fachberatung, einem Gesundheitsfahrdienst und der Zusammenarbeit aller Gesundheitsdienstleister. Auf diese Weise werden viele verschiedene Akteure in das Projekt einbezogen und ein umfassendes Konzept geschaffen. Somit können Synergien gehoben werden, und die gesteigerte Versorgungseffektivität ermöglicht es, ein kostengünstiges und vor allem nachhaltig organisiertes System aufzubauen. Das Projekt übernimmt zudem die Aufgabe einer Clearingstelle, in der Bedarfe und Angebote möglichst passgenau und lösungsorientiert zusammengeführt werden.

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