Schülerseminar: „Ausfahrt freihalten – Freiheit aushalten“


Im Schülerseminar „Reformatorische Ideen zwischen Aufklärung und Fundamentalismus“ gab es auch Gelegenheit alte Handschriften und Drucke kennenzulernen. Foto: HAB
Im Schülerseminar „Reformatorische Ideen zwischen Aufklärung und Fundamentalismus“ gab es auch Gelegenheit alte Handschriften und Drucke kennenzulernen. Foto: HAB

Wolfenbüttel. Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Augusteerhalle der Herzog August Bibliothek gleich zweimal in der vergangenen Woche. Jeweils etwa 150 Schüler der Großen Schule und des Gymnasiums im Schloss besuchten die öffentlichen Vortragsveranstaltungen einer hochkarätig besetzten Schülerseminar-Woche.


Zum Auftakt sprach der Theologe Martin Laube, Georg-August-Universität Göttingen, über Aspekte der christlichen Freiheit. Er verdeutlichte Luthers im individuellen Gottesverhältnis gründendes, religiös-theologisches Freiheitsverständnis, das den Menschen immer zugleich als von Gott geliebt wie auch im unvollkommenen Menschsein von Gott getrennt glaubt. Zusammenhänge, aber auch unauflösliche Unterschiede zwischen Luthers Auffassungen von Freiheit und geistesgeschichtlich jüngeren Auslegungen, beispielsweise von Kant oder Hegel, bis hin zu einem neuzeitlich-aktuellen Freiheitsverständnis, welches die Autonomie des Subjekts zum obersten Maßstab erhebt, wurden thematisiert.

Der Mensch Luther im Mittelpunkt


Die Auseinandersetzung mit „Reformatorischen Ideen zwischen Aufklärung und Fundamentalismus“ lieferte den roten Faden für die Woche zu deren Abschluss der SPD-Politiker und ehemalige Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt Stephan Dorgerloh referierte und sich den Fragen der Wolfenbütteler Jugendlichen stellte. Im Mittelpunkt stand dabei der Mensch Luther als sprachmächtige und nur dem eigenen Gewissen im Gegenüber zu Gott verantwortliche, mutige Persönlichkeit. Mediale Umwälzungen, Fake news und sprachliche Grobschlächtigkeit à la Trump wurden als gesellschaftspolitische Herausforderungen unserer Tage mit den Auseinandersetzungen im 16. Jahrhundert verglichen. Dass dem Instrument der Sprache damals wie heute eine besondere Rolle und Funktion zufiel und zufällt, wurde offensichtlich.

Woche war ein „großer Erfolg"


An dem Seminarprogramm vom 7. bis zum 11. August nahmen 29 Oberstufenschülerinnen und -schüler teil. Nach ihrer Einschätzung war die Woche ein großer Erfolg, da es ungleich mehr zu lernen gegeben habe als das, was im täglichen Schulunterricht sonst möglich sei. Die Veranstaltung wurde gefördert von der Braunschweigischen Landeskirche, dem Schulamt der Stadt Wolfenbüttel und der Gesellschaft der Freunde der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel e.V.


mehr News aus Wolfenbüttel