Polizei besorgt: Porno- und Gewalt-Videos in Schulen

von Robert Braumann




Wolfenbüttel/Braunschweig. Die Wolfenbüttler Polizei schlägt Alarm, die Verbreitung von gewaltvollen und pornographischen Videos über Smartphones hat in den Wolfenbütteler Schulen in jüngster Zeit zugenommen. Gabriele Butte, Jugendprävention Polizei Braunschweig, kennt diese Problematik auch aus der Löwenstadt. Dazu kommt ein weiteres Problem, junge Mädchen würden Nacktbilder an den ersten Freund schicken ("Sexting") – das endet oft in Tränen, berichtet die Expertin.

Was viele Kinder und Jugendliche nicht wissen: Mit dem Verschicken und Herumzeigen von explizit pornographischen oder gewaltvollen Inhalten, machen sie sich schnell strafbar. "Ich bin seit 36 Jahren Polizist, aber so etwas habe ich noch nicht gesehen", erklärte Thomas Becker von der Wolfenbütteler Polizei. Die Rede ist von zwei Tötungsvideos, die kürzlich auf dem Handy eines 15-jährigen Schülers einer Wolfenbütteler Schule gefunden wurden. Man könne explizit sehen, wie Menschen auf brutale Art und Weise umgebracht werden. Um einen "Fake" handele es sich bei den Videos seiner Einschätzung nach nicht, was bedeuten würde, dass die brutalen Tötungen tatsächlich so stattgefunden haben. "Ich war völlig schockiert", fügte er hinzu. Den meisten Jugendlichen sei nicht klar, dass sie mit dem Besitz und Herumzeigen der Videos eine Straftat begehen, erklärt Butte. Und das gehe wohl den meisten Kindern und Jugendlichen so, die mit solchen Inhalt in Kontakt kommen. Deshalb sei es wichtig, die Kinder zu sensibilisieren und bei ihnen ein Bewusstsein zu schaffen. Und bei Nacktbildern, die Jugendlich von sich selbst schießen? "Ohne Zustimmung sind intime Fotos von Personen verboten und auch das Verbreiten dieser Fotos ist ohne Zustimmung der gezeigten Person eine Straftat", so Butte.

Das gilt als Kinderpornographie


Das gelte natürlich besonders beim Zeigen und Verbreiten von explizit pornographischen Inhalten an Personen unter 18 Jahren, vor allem dann, wenn es sich um Kinder- oder Jugendpornographie handelt. Sollte beispielsweise ein Kind unter 14 Jahren Bilder von sich mit explizit sexuellem Inhalt verschicken, dann macht sich nicht nur der Empfänger der Bilder, sondern auch der Absender strafbar, weil es sich dabei um Herstellung und Verbreitung von Kinderpornographie handelt, lässt die Wolfenbüttler Polizei wissen.

"Eine gewisse Naivität"


In Braunschweig seien im vergangenen Jahr Fälle vor Gericht gegangen. "Es wurden Nacktbilder einer Schülerin an einer Schule weiterverschickt, diese hat sich dann irgendwann an ihre Eltern gewandt. So kam die Geschichte raus. Die "Täter" wurden dann auch zu Arbeitsstunden verurteilt", erzählt Budde. Seitdem sei es in der Löwenstadt etwas ruhiger geworden, wenn es um Sexting geht. Dennoch käme es immer wieder vor. "Oft sind es junge Mädchen, die dem ersten festen Freund ein Nacktbild von sich schicken. Es ist die große Liebe und sie können sich nicht vorstellen, dass der Traumprinz so etwas weitergeben könnte. Da schwingt auch eine gewisse Naivität mit. Natürlich kommt es immer wieder vor, dass solche Bilder an andere Personen gelangen und dann gibt es eine menge Tränen." Die Verzweiflung der jungen Mädchen sei dann verständlicherweise sehr groß, so dass man versuchen müsse, so etwas schon von Anfang an zu verhindern. "Wir machen eine menge Präventionsarbeit, gehen in die Schulen und sprechen über die Problematik, oft muss man den Jugendlichen die Augen öffnen, sie wissen gar nicht, was sie da eigentlich tun", so Butte. Los ginge es mit dem verschicken dieser strafbaren Inhalte meist nach dem verlassen der Grundschule. "Bereits bei den Fünftklässlern können wir dieses Phänomen beobachten. Die Eltern sollten sehr genau hinschauen, was ihre Kinder mit dem Smartphone so alles verschicken." Offenheit und Interesse sei hier ein zentraler Faktor.

Viel zu lernen


"Medienkomptenz bedeutet nicht nur technisch mit einem Smartphone umgehen zu können, der Nutzer muss seine und die Rechte der anderen kennen. Datenschutz, Persönlichkeitsrechte oder auch Verbraucherschutz sind wichtige Bereiche. Nutzen sie als Eltern die Grundschulzeit und üben sie gemeinsam mit ihrem Kind, damit es eine Haltung entwicklen kann, wie es sich in der digitalen Welt bewegen muss", rät der Medienkoordinator der Stadt Braunschweig, Stefan Schaper.

Rat an die Eltern


Die Polizei rät: "Es ist wichtig, dass die Eltern ihre Kinder darauf aufmerksam machen, damit diese sich der strafrechtlichen Folgen bewusst sind und dementsprechend vorsichtig mit Porno- und Gewalt-Darstellungen umgehen. Sollte man solche Inhalte auf sein Smartphone, Tablet oder Computer geschickt bekommen, so sei es wichtig, diese nicht weiter zu schicken. Kinder und Jugendliche sollten sofort ihren Vertrauenslehrer, ihre Eltern oder die Polizei informieren, um nicht, ohne es zu wissen, straffällig zu werden."


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