Lebenshilfe: Gemeinsam auf Lessings Spuren


| Foto: Lebenshilfe)



Warum spricht man von der Lessingstadt, wenn die Stadt doch eigentlich Wolfenbüttel heißt? Dieser Frage gingen Menschen mit geistiger Behinderung in einem Projekt im Bildungszentrum der Volkshochschule Wolfenbüttel nach. Heilpädagogin und Erwachsenenbildnerin Regina Schultz entwickelte und leitete das Angebot. Kooperationspartner sind die VHS und Dr. Henning Daßler, Dozent an der Fakultät Soziale Arbeit an der Ostfalia. Drei Studentinnen des Fachbereichs begleiteten den Kurs.

An fünf Terminen kamen zehn geistig behinderte Menschen, die in der Wolfenbütteler Lebenshilfe-Wohnstätte an der Mascheroder Straße leben, zusammen, um sich auf die Spuren Gotthold Ephraim Lessings (1729 – 1781) zu begeben.

Dabei stand nicht ausschließlich die Vita des berühmten Dichters im Mittelpunkt des Projektes. „Bei der sogenannten Biografie-Arbeit geht es darum, Menschen mit geistiger Behinderung über die Beschäftigung mit einer real- und regionalhistorischen Person zur Selbstreflexion anzuregen“, sagt Schultz. Sich mit der eigenen Persönlichkeit zu beschäftigen, zu fragen, wer bin ich, was macht mich traurig, was glücklich, was wünsche ich mir für die Zukunft, stärke das Selbstvertrauen.

Gleichzeitig schaffe das Bildungsangebot auf diese Weise einen entscheidenden Teil zur Inklusion. „Damit Menschen mit geistiger Behinderung inklusiv am Leben in der Gesellschaft teilhaben können, müssen sie sich ihrer eigenen Identität bewusst werden“, verdeutlicht die Initiatorin des Lessing-Projekts.

Gleich zwei Höhepunkte stehen am kommenden Samstag, 27. April, für die Teilnehmer an: Von 14.30 bis 16 Uhr besucht der gesamte Kurs das von Hardy Crueger inszenierte Schauspiel „Wer war eigentlich Lessing?“ im Lessinghaus. Roland Kremer mimt Lessing. Schauspielerisch führt er durch die einstige Wohn- und Wirkstätte Lessings und erzählt aus seinem Leben. Die Veranstaltung steht jedem offen. „So leisten wir mit unserem Bildungsangebot einen Teil zur Inklusion. Ich freue mich jetzt schon darauf, dass die Kursteilnehmer mit anderen Besuchern zum Thema Lessing ins Gespräch kommen“, sagt Schultz. Der Eintritt ist frei.

Nach dem Besuch im Lessinghaus kommen die Kursteilnehmer noch einmal in der Volkshochschule zusammen, um ein Festmahl wie zu Lessings Zeiten abzuhalten. Gemeinsam wird Tafelspitz mit Salzkartoffeln und Meerettichsoße und zum Nachtisch Apfelkompott à la Eva König zubereitet und verköstigt.


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