Katar-Krise: Ein weltpolitisches Treffen in Wolfenbüttel

von Nick Wenkel


Gemeinsamer Auftritt während der Katar-Krise: Die Außenminister Sigmar Gabriel und Scheich Mohammed Al-Thani in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Fotos: Nick Wenkel
Gemeinsamer Auftritt während der Katar-Krise: Die Außenminister Sigmar Gabriel und Scheich Mohammed Al-Thani in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Fotos: Nick Wenkel | Foto: Nick Wenkel

Wolfenbüttel. Nachdem Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate ihre diplomatischen Beziehungen zu Katar auflösten, bekam Außenminister Scheich Mohammed Al-Thani heute, bei seinem ersten ausländischen Auftritt seit Beginn der Krise, in der Herzog August Bibliothek eine Solidaritätsbekundung von Außenminister Sigmar Gabriel.


Gabriel machte gleich zu Beginn seiner Rede klar, dass religiöse Ansichten nicht zur Trennung zweier Staaten beitragen dürfen und eine gute Beziehung, insbesondere zu Katar, weiterhin im Interesse aller Beteiligten sei. Mit Blick auf den Jemen und nach Syrien seien die Konflikte schon groß genug. Die Folgen eines diplomatischen Beziehungsabbruchs zu Katar, wie zuvor durch Länder wie Ägypten und Saudi-Arabien, wären für die Bevölkerung Katars und für die deutsche Wirtschaft schwerwiegend. Gabriel verkündete in der Herzog August Bibliothek „die Stunde der Diplomatie" und hofft mit den amerikanischen und regionalen Kollegen eine Lösung gegen die See- und Luftblockade der Golfstaaten zu finden. „Wir werden alles dafür tun, dass der Konflikt nicht weiter eskaliert und müssen uns auf den eigentlichen Gegner konzentrieren – den Islamischen Staat. Wir müssen die Koalition zusammenhalten und Katar ist Teil dieser Koalition."

Die Rede von Sigmar Gabriel:

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Al-Thani: „Leben nicht nach dem Gesetz des Dschungels"


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Katars Außenminister Al-Thani. Foto: Nick Wenkel



Für Katars Außenminister Scheich Mohammed Al-Thani war es der erste internationale Besuch seit Beginn der Katar-Krise und dem Beziehungsabbruch der anderen Länder. Er zeigte sich dankbar für die Deutsche Gastfreundlichkeit in dieser für sein Land schwierigen Phase. „Ich bin sehr dankbar für den mutigen Beistand und die Solidarität Deutschlands." In Wolfenbüttel konnte Al-Thani Außenminister Gabriel die Hintergründe genauer erklären und beschrieb, wie es zu dieser Eskalation kommen konnte. Auch medial seien falsche Informationen verbreitet worden. „Welches Verbrechen hat Katar verbrochen, dass es so bestraft wird?", fragte er in die Kamera und machte deutlich, dass die wirtschaftliche Blockade einer Sammelbestrafung durch die Golfstaaten gleich komme. „Nicht einmal gegen feindliche Staaten wurden zuvor solche Maßnahmen getroffen und nun trifft es ein befreundetes Land. Es gibt klare Richtlinien in dieser Angelegenheit. Wir leben nicht nach dem Gesetz des Dschungels. Für uns stehen Dialog und Diplomatie immer an erster Stelle", betonte Katars Außenminister in der Herzog August Bibliothek.


Die Rede von Scheich Mohammed Al-Thani, übersetzt durch eine Dolmetscherin:

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Personen auf „Terrorliste" ohne Katar-Bezug


Kurz vor dem heutigen Treffen der Außenminister wurde zudem eine „Terrorliste" veröffentlicht, die 59 von Katar unterstütztenPersonen und Organisationen mit angeblichen Verbindungen zur IS zeigen soll. Wie Al-Thani bestätigt, gibt es diese Liste und wurde auch schon vor dem Treffen angeschaut. „Die Personen auf dieser Liste haben gar keine Beziehung zu Katar. Ein Teil dieser Beteiligten war noch nie in Katar", machte der Scheich deutlich und bezeichnete die Terrorliste als „Mittel zur politischen Geiselnahme". Zusätzlich seien auch die internationalen Standards, die bei einer solchen Auflistung grundsätzlich eingehalten werden, nicht zu sehen. „Wir haben bereits die Hintergründe der aufgelisteten Personen klären können und auch, wo sich diese derzeit aufhalten." Sigmar Gabriel erinnerte daran, dass Deutschland bereits zuvor andere Staaten davor warnte, „gefährliche" Organisationen zu unterstützen. Auch Sigmar Gabriel bestätigte die Gespräche über die aufgelisteten Personen: „Über diese beschränkte Gruppe von Namen haben wir offen gesprochen und werden dem nachgehen. Wir sind überzeugt davon, dass auch Katar seine Verabredung einhält."

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Die beiden Außenminister im Dialog. Foto: Nick Wenkel


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