HAB erwirbt das „Satyrische Pilgram“ von Grimmelshausen


Titelblatt und Kupfertitel des „Satyrischen Pilgram“ von Hans Jacob Christoph von Grimmelshausen, 1. und 2. Teil, Leipzig (1667). Foto: HAB
Titelblatt und Kupfertitel des „Satyrischen Pilgram“ von Hans Jacob Christoph von Grimmelshausen, 1. und 2. Teil, Leipzig (1667). Foto: HAB | Foto: HAB

Wolfenbüttel. Die Herzog August Bibliothek konnte kürzlich aus dem antiquarischen Handel eine besondere Rarität der deutschen Barockliteratur erwerben. Es handelt sich um die komplette Erstausgabe des Erstlingswerks von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1622–1676).


Nur zwei weitere komplette Exemplare dieses Werks sind bekannt. Der „Satyrische Pilgram“ stellt ein hervorragendes Dokument zum literarischen Werden des berühmten Barockautors dar, als welcher Grimmelshausen vor allem aufgrund seines Hauptwerks, des „Abenteuerlichen Simplicissimus Teutsch“ heute gilt.

Kritischer Blick auf die Gesellschaft


Der erste Band wurde wahrscheinlich im Herbst 1666 separat veröffentlicht, der literaturgeschichtlich besonders bedeutende zweite Teil wurde im Folgejahr den noch nicht verkauften Exemplaren des ersten Teils beigebunden und das gesamte Werk wurde auf 1667 datiert. Grimmelshausen veröffentlichte Werke mit satirischem Inhalt, die einen kritischen Blick auf die Gesellschaft und die Ereignisse während des Dreißigjährigen Kriegs werfen. Der vollständige Titel „Satyrischer Pilgram / Das ist: Kalt und Warm / Weiß und Schwartz / Lob und Schand / über guths und böß / Tugend und Laster / auch Nutz und Schad vieler Ständt und Ding der Sichtbarn und Unsichtbarn der Zeitlichen und Ewigen Welt“ verweist auf die Struktur des Textes: In den jeweils zehn Kapiteln der zwei Bände werden Positive und negative Aspekte verschiedener Themen wie Gott, Welt, Mensch, Bauer, Geld, Tanz Wein, Schönheit und weitere behandelt.

Aufgaben einer Nationalbibliothek


Im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke hat die Herzog August Bibliothek seit 1990 die Aufgaben einer Nationalbibliothek für das 17. Jahrhundert übernommen. Ihr Auftrag ist es, langfristig die in Deutschland erschienene Literatur sowie alle in deutscher Sprache gedruckten Werke aus diesem Zeitraum in der Bibliothek bereitzustellen. Zu diesem Zweck baut die Arbeitsstelle durch antiquarische Nachkäufe den vorhandenen Altbestand systematisch aus. Aufgrund der reichen Ressourcen auf dem in- und ausländischen Antiquariatsmarkt ist es in den vergangenen Jahren, gelungen die historischen Bestände der Herzog August Bibliothek mit annähernd 20.000 Originalquellen zu bereichern. Erworben werden Schriften aus nahezu allen Disziplinen und zeittypischen Schriftengattungen.


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