Großer Andrang bei Eröffnung der Luthermania-Ausstellung

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Das Interesse an der Luthermania-Auftaktveranstaltung war groß. Fotos: Dontscheff
Das Interesse an der Luthermania-Auftaktveranstaltung war groß. Fotos: Dontscheff | Foto: Dontscheff

Wolfenbüttel. Unter großem öffentlichen Interesse wurde am heutigen Sonntagnachmittag die Ausstellung „Luthermania – Ansichten einer Kultfigur“ in der Herzog August Bibliothek (HAB) eröffnet. Den Festvortrag hielt die Luther-Biografin Lyndal Roper aus Oxford.


"Voll wie in der Lutherstube" sei es hier, scherzte Peter Burschel, Direktor der HAB zur Begrüßung. In der Tat waren so viele Besucher gekommen, dass die Plätze in derAugusteerhalle nicht ausreichten und einige Gäste auf die Balkone der oberen Stockwerke ausweichen mussten.

Eine Ausstellung des Forschungsverbundes


Burschel betonte auch, dass dies eine Ausstellung desForschungsverbundes Marbach Weimar Wolfenbüttel (MWW)sei. Mit dieser Kooperation, aus der auch zwei weitere Ausstellungen zum Thema Luther hervorgehen, habe man in der historischen Sammlungsforschung neue Maßstäbe gesetzt. Eine ganz neue Sensibilität für Sammlung und deren Bildlichkeit bei der Umsetzung sei entstanden. Nach der Schau in Wolfenbüttel, die am 17. April 2017 endet, folgt die Ausstellung „Die Familie. Ein Archiv“, die das Literaturmuseum der Moderne in Marbach vom 21. September 2017 bis 18. Februar 2018 zeigt. Und vom 23. Februar bis 29. Juli 2018 ist in der Kunsthalle München die Schau „Wir sind Faust. Goethes Drama im Spiegel der Kunst“ zu sehen.


Das eigene Lutherbild hinterfragen


Die Ausstellung in der HAB, die in die vier Abschnitte "Luther, der Heilige", "Luther, der Teufel", "Luther, die Marke" und "Luther, der Deutsche" unterteilt ist, hat auch zum Ziel, dass die Besucher ihr eigenes Lutherbild hinterfragen. "Der Ansatz ist, Selbstverständlichkeiten nicht als selbstverständlich anzusehen", erklärtder Kurator der Ausstellung Hole Rößler. Gezeigt wird auch weniger, wie Luther wirklich war, sondern wie er zur jeweiligen Zeit gesehen wurde oder gesehen werden sollte. So habe es bereits im 16. Jahrhundert regelrechtes Luther-Marketing gegeben, das dem heutigen anlässlich des Reformationsjubiläums nicht unähnlich sei.

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Lyndal Roper stellte in ihrem Vortrag Luthers Verhältnis zum Papsttum in den Mittelpunkt. Foto: Dontscheff


Feindbild Papst


Passenderweise stieg GastrednerinLyndal Roper, eine der weltweit renommiertesten Luther-Forscherinnen, mit einem Bild der Luther-Playmobilfigur ein. Im Zentrum ihres Vortrages stand allerdings Luthers äußerst negatives Papstbild, das insbesondere in seinen letzten Lebensjahren in Form von Schmähschriften und -zeichnungen extremen Ausdruck fand. Den Satz „Lebend war ich die Pest dir, o Papst, todt werd ich dein Todt seyn“, soll Luther mehrmals geäußert und der Legende nach am Abend vor seinem Tod mit Kreide an die Wand geschrieben haben. Den Hintergrund für diese Auswüchse sieht Roper in der Angst Luthers um seine eigene Kirche, nachdem er vom Trienter Konzil ausgeschlossen worden war. Nachhaltig wurde der Antipapismus so zu einem zentralen Element des frühen Lutherglaubens. Allerdings sieht Roper diese "boshafte Ikonographie des Hasses" seitens Luther eher als humoristisches Mittel. "Luther glaubte nicht wirklich, dass der Papst der Antichrist ist. Vielmehr setzte er das Lachen ein, um die Heiligkeit des Papstes zu entweihen", so Roper. Auch heute sollte man diesen Wesenszug Luthers, der ein humorvoller, den weltlichen Genüssen zugeneigter Mensch gewesen ist, mehr in den Mittelpunkt stellen.

Mehr zur Ausstellung lesen Sie hier:


https://regionalwolfenbuettel.de/luthermania-ansichten-einer-kultfigur/


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