Geschichte und Geschichten über Mühlen


Jochen Buchholz bringt das Leben der Müller im Mittelalter den Zuhörern näher. Foto: Dorothee Schacht
Jochen Buchholz bringt das Leben der Müller im Mittelalter den Zuhörern näher. Foto: Dorothee Schacht

Schladen. Beim Winterabend im Februar im Heimathaus Alte Mühle in Schladen standen historische Mühlen im Mittelpunkt. Dafür kamen Gäste sogar auch aus Goslar und Salzgitter angereist. Jochen Buchholz wurde von den Mühlen der Region und besonders der Alten Mühle zu dem Vortrag inspiriert.


Die wichtigste Mühle der Geschichte war wohl die Poscheruner Mühle bei Tauroggen im damaligen Ostpreußen (heute Litauen), in der am 30. Dezember 1812 einen Waffenstillstand zwischen Preußen und Russland verhandelt und abgeschlossen worden war. Dadurch war der Russlandfeldzug von Napoleon zum Scheitern verurteilt.

Über die gesellschaftliche Stellung der Müller hatte er umfangreich recherchiert. Diese gehörte im Mittelalter zu den unehrlichen Berufen, wie auch Schäfer, Bader und Barbiere, Leineweber, Abdecker, Scharfrichter und sogar die Gerichts- und Polizeidiener. Diese waren wie in Indien die Kaste der Unberührbaren. Sie hatten extra Kleidung zu tragen, durften nur untereinander heiraten und erbten den Beruf des Vaters. Sie durften nur sehr eingeschränkt am öffentlichen Leben teilnehmen. Durch die bloße Berührung wurden ehrbare Bürger auch „unehrlich“ .

Ein großes Problem bis fast in die Neuzeit war auch die Erkrankung durch das Mutterkorn, ein tödlicher Pilzbefall des Roggenkornes, an dem früher Tausende qualvoll starben. Zu dem sogenannten „Antoniusfeuer“, bei denen zuerst die Gliedmaßen abfaulten, hatte Buchholz eine bildliche Darstellung auf einem Altarbild gefunden. Die Mühlen hier in der Region kamen auch in den Geschichten von Wilhelm Raabe vor, wie in „Die Innerste“. Darin spielen gleich zwei Mühlen eine Rolle. Meister Radebreckers Sägemühle lag am Oberlauf der Innerste in den Harzbergen zwischen Wildemann und Lautental und die Wassermühle Christian Bodenhagen an der Innerste zwischen Förste und Sarstedt.

In „Pfisters Mühle“ schrieb Raabe 1883 über eine Wassermühle in der Nähe von Kloster Riddagshausen vor den Toren Braunschweigs. Alljährlich verunreinigte eine Zuckerfabrik während der Rübenkampange den Bach und löste so Fischsterben aus. Dieses zerstört die Existenz des Wassermüllers, wo dran er zuletzt auch zugrunde geht. Das Werk gilt als der erste deutsche Umweltroman.

Nach dem Vortrag klang bei angeregten Gesprächen und Glühwein der Abend gemütlich aus.


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