Freie Rede und Zensur. Montaigne und die Form des Essays


Die Herzog August Bibliothek. Foto: Archiv/Jan Borner
Die Herzog August Bibliothek. Foto: Archiv/Jan Borner | Foto: Archiv

Wolfenbüttel. Karin Westerwelle aus Münster hält am Montag, 23. Oktober, um 19 Uhr in der Augusteerhalle der Bibliotheca Augusta einen Vortrag zu Montaigne und der durch ihn begründeten literarischen Form des Essays. Der Abendvortrag findet im Rahmen der Jahrestagung des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Renaissanceforschung statt.


Michel de Montaigne (1533-1592) lebte in einer Epoche kultureller Umwälzungen. Die konfessionellen Auseinandersetzungen und die Religionskriege sowie die Entdeckung der Neuen Welt bildeten einschneidende Erfahrungen, die Instabilität und Gewalt erzeugten. Mit der neuen literarischen Form des "Essai" erfand Montaigne im Widerstand zu der ihn umgebenden Welt eine Sprache der Toleranz. Die "Essais" sind eine Reflexion über die gesellschaftsbildende Macht der Sprache und menschlicher Kommunikation. Sie sind ein Remedium gegen Gewalt und Zensur. Darin liegt ihre weltweite Rezeption begründet.

Der Essay ist eine "neue" Form der Renaissance. Wohl knüpft er an bestehende Prosaformen an, er folgt aber keinem konkret be­stimmbaren antiken oder mittelalterlichen Vorbild. Sein Wesen scheint die Offenheit. Entsprechend geht es ihm um umkrei­sende Suche: ums Erkunden, Nachspüren, stetes Sich-Fragen und In-Frage-Stellen, Zweifeln und Bezweifeln, Abwägen und Wägen. Im Zentrum steht nicht das Resultat, es geht vor allem um den Weg. Genau diesem widmet sich die Jahrestagung.

Prof. Dr. Karin Westerwelle lehrt am Romanischen Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Der Eintritt zum Abendvortrag ist frei. Informationen unter 05331/808-214 oder www.hab.de.


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