Flüchtlinge: Führung durch das Jugendgästehaus

von Max Förster


Der pädagogische Leiter Matthias Bosse im Kinderbetreuungsraum. Foto: Max Förster
Der pädagogische Leiter Matthias Bosse im Kinderbetreuungsraum. Foto: Max Förster | Foto: Max Förster



Wolfenbüttel. Bei einer Führung durch die Räumlichkeiten des derzeit als Flüchtlingsunterkunft genutzten Jugendgästehauses erhielten die Ratsmitglieder des Jugend- und Sozialausschusses am Donnerstagabend einen kleinen Einblick in den Alltag und in die derzeitige Stimmungslage innerhalb dieser Einrichtung.

Insgesamt 115 Flüchtlinge sind derzeit im Jugendgästehaus untergebracht, erklärte der pädagogische Leiter Matthias Bosse. "Erst gestern sind 15 neue Flüchtlinge hier angekommen." Für alle stehen dank der großzügigen Spenden der Bürgerinnen und Bürger Anziehsachen zur Verfügung. Zudem erhalten die Neuankömmlinge Kurse in der deutschen Sprache und können an verschiedenen Sportkursen teilnehmen, die von unterschiedlichen Vereinen angeboten werden, erklärte Matthias Bosse. Aber dennoch mache sich bei vielen der Menschen Unmut breit, so der pädagogische Leiter, da sie hinsichtlich eines Asylverfahrens auf der Stelle treten und mitunter immer noch nicht die Chance bekommen hätten, einen Antrag auf Asyl zu stellen und das nach über drei Monaten. Dann gebe es wiederum Fälle, bei denen eine Antragstellung bereits nach fünf Wochen durchgeführt werden konnte. Nicht nur für die Flüchtlinge, sondern auch für Matthias Bosse ist das unverständlich. "Klarheit und Kommunikation ist es, die an allen Ecken und Kanten fehlt", so Matthias Bosse. Das bestätigt auch Bürgermeister Thomas Pink: "In der Stadt klappt alles tadellos. Bund und Länder versagen hier allerdings gnadenlos."

Führung durch die Räumlichkeiten


[image=316170 alignleft][image=5e176985785549ede64d5ea8]Bevor eine Integration stattfinden kann, müssen die Menschen zunächst Informationen erhalten und die Orientierung finden, so Matthias Bosse. In dem extra eingerichteten Seminarraum soll das ermöglicht werden. Hier finden beispielsweise Gespräche mit den Familien oder kleine Lehrgänge statt, in denen die Werte und Normen sowie die wichtigsten Verhaltensregeln erklärt werden. Auch ein Leitfaden hängt in diesem Büro aus, der über den Vorgang des Asylverfahrens aufklärt. Viele sind noch nicht einmal beim Punkt vier "die offizielle Antragstellung" angekommen.

Ebenso hat das Jugendgästehaus ein Spiel- und Lernraum für Kinder eingerichtet. Zur Entlastung der Eltern werden hier tagsüber von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16.30 Uhr die Kinder von zwei Erzieherinnen betreut und spielerisch, notfalls mit Händen und Füßen, an die deutsche Sprache herangeführt. „Die Kinder sollen die Scheu verlieren, die deutsche Sprache zu sprechen“, erklärte Matthias Bosse. Die großen und liebevoll eingerichteten Räume des "Kinderparadies" bieten Platz für etwa 20 Kinder. Der Außenbereich wurde ebenfalls modifiziert und mit Spielgeräten ausgestattet, die die Stadtjugendpflege bereit gestellt habe. Zudem wurde ein Zaun um die Außenanlage hin zur Oker errichtet, so Matthias Bosse. Das Kinderparadies hat sich seitdem auch zu einem Mutterbetreuungsort entwickelt. Hier sollen den Müttern die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft und die entsprechenden Normen und Werte vermittelt werden. Hier gibt es einen kleinen Einblick in den Betreuungsraum:


Der Alltag im Jugendgästehaus


Die Flüchtlinge sind in Ein- bis Vierbettzimmern untergebracht und erhalten zwei Mahlzeiten am Tag. Während die Kinder tagsüber in die Schule oder in den Kindergarten gehen, erhalten die Eltern und Erwachsenen Deutschlernkurse. Da die Flüchtlinge vor Ablauf von drei Monaten keiner Arbeit nachgehen dürfen, fehle es ihnen oft an Beschäftigung. Allerdings greifen sie dem Pflege- und Reinigungspersonal kräftig unter die Arme, erklärte Matthias Bosse gegenüber regionalHeute.de. Sie helfen beim Essen Verteilen, beim Wischen oder beim Reinigen.


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