Flüchtling Moses kletterte aus Verzweiflung auf den Strommast

von Robert Braumann


Rettungskräfte am Strommast auf den Moses geklettert war, Foto: Werner Heise.
Rettungskräfte am Strommast auf den Moses geklettert war, Foto: Werner Heise. | Foto: Werner Heise



Remlingen. Offenbar in der Absicht sich selbst zu töten, hatte ein 19-Jähriger am 28.7. einen Strommast an der Bundesstraße 79 erklommen und damit nicht nur die Rettungskräfte und den Energieversorger, sondern auch den morgendlichen Berufsverkehr beschäftigt (regionalHeute.de berichtete). Der junge Mann heißt Moses und kommt aus dem Südsudan - wie kam es zu dem traurigen Vorfall? 

Jana Münch hat Moses während ihrer Arbeit in der Erstaufnahme in Groß Denkte kennen und schätzen gelernt. Sie sagt im Gespräch mit regionalHeute.de, dass Moses abgeschoben werden sollte und deshalb dieser drastische Hilferuf entstand. Er ist der älteste von fünf Brüdern, die sich erst in Schöppenstedt nach ihrer Flucht aus dem Südsudan in einer Unterkunft wiedergetroffen haben.

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Moses will in Deutschland bleiben, Foto: privat



"Er wusste lange Zeit nicht wie es seinen Geschwistern ergangen war, erst hier in Deutschland hat er sie wiedergefunden. Als er dann in der Nacht zum Donnerstag abgeholt und abschoben werden sollte, da ist er in Panik geraten, da er erneut von seinen Brüdern getrennt werden sollte", erzählt sie.  Zwar seien die Beamten wieder gegangen, als man sie gebeten habe zu einer normalen Zeit wieder zu kommen, doch bei Moses habe dies alle traumatischen Erlebnisse aus seiner Heimat und der Flucht wieder zum hervor gebracht. Weihnachten 2o14 waren in sein Heimathaus im Südsudan bewaffnete Männer gekommen und hatten ihn und seine Brüder mit Gewalt auf Laster gezerrt und sie in den Dschungel verschleppt, um sie dort zu Kindersoldaten zu machen.  Doch ihnen gelang die Flucht, über Italien, schließlich nach Deutschland.

Traumatische Erlebnisse


All diese Erlebnisse, die wochenlange Flucht über das Mittelmeer sind wieder über ihn hereingebrochen, erzählt Münch. "Die letzen Reste seiner Familie sollten ihm genommen werden, da ist er aus der Unterkunft geflohen und aus Verzweiflung auf den Mast geklettert, er wusste einfach nicht mehr weiter. Alles, was Moses die nächsten Stunden sagte, war, dass er nur frei und in Sicherheit sein wolle", berichtet Münch. Am Ende konnte er zum Abstieg bewegt werden, bevor er vom Notarzt versorgt und in die Psychiatrie gebracht wurde.

Eilantrag abgelehnt


Für sein Asylverfahren ist Italien zuständig. Einen Eilantrag mit Verweis auf seine Brüder in Deutschland wurde vom Verwaltungsgericht Braunschweig fürs Erste abgelehnt. Nun wird via Facebook dazu aufgerufen für Moses zu spenden, um die Anwaltskosten für einen Verbleib in Deutschland stemmen zu können. "Moses ist aber aber auch wichtig, dass die Menschen von der schlimmen Situation im Südsudan erfahren, von dem Krieg und den Verbrechen. Wenn sie ihm nicht helfen wollen, bittet er um Spenden für seine Mitmenschen", so Münch. Er sei ein liebenswerter, intelligenter junger Mann, der sich gerne in die Gesellschaft integrieren würde, er lerne Deutsch und spiele beim MTV Wolfenbüttel Fußball. "Es muss doch möglich sein, dass so jemand hier bei uns bleiben darf, deshalb engagiere ich mich, gemeinsam mit vielen anderen für Moses und hoffe auf einen positiven Ausgang." Sie gibt zu bedenken, dass bei der Integration auch nicht vergessen werde, was diese teilweise sehr jungen Menschen für traumatische Erlebnisse hinter sich hätten, damit dürfe man sie nie alleine lassen.  Weitere Informationen zu dem Thema und die Kontaktdaten der Ansprechpartner finden Sie hier.

Spendenkonto:

Justin Lutterbey
Braunschweigische Landessparkasse
IBAN: DE09 2505 0000 0200 9397 00
BIC: NOLADE2HXXX
Verwendungszweck: Moses


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