Filmkritik "Southpaw": Emotional verprügelt

von Jan Borner


Eine Frau stirbt, Trauer, Wut und Verzweiflung werden geboren. Jake Gyllenhaal in Southpaw. Foto: Tobis
Eine Frau stirbt, Trauer, Wut und Verzweiflung werden geboren. Jake Gyllenhaal in Southpaw. Foto: Tobis | Foto: Tobis



Cinestar. Sportfilme - Das ist normalerweise ein Genre, das Frauen kalt lässt und Männern regelmäßig eine Träne ins Auge treibt, wenn der Trainer seine emotional geladene Rede in der Umkleidekabine hält. "Southpaw" ist da anders. Mit einem Tiefschlag nach dem andern wird der Zuschauer hier emotional zusammengeschlagen, ganz egal, ob Männlein oder Weiblein.

Über den Unterhaltungswert eines Boxkampfes lässt sich sicherlich streiten. Bis zu zwölf Runden lang fliegen Fäuste von der roten in die blaue Ecke, mal landen sie in der Deckung des Gegners, mal mitten im Gesicht und manchmal schwingen sie auch einfach nur durch den menschenleeren Raum. Die einen lieben es, die anderen nicht. Kaum zu bestreiten ist allerdings, wie viel so ein Kampf an Wert gewinnt, wenn er Teil einer Geschichte ist, Teil von zwei Charakteren, die aufeinandertreffen, obwohl sie sich eigentlich abstoßen und die den Kampf zu einem moralischen Ereignis machen.


"Das war nicht schlecht. gute Kampfszenen und sehr emotional, es war beides dabei." Foto: Max Förster



Sicherlich, Southpaw ist nur ein weiterer der unglaublich vielen Rachefilme, die immer wieder mit einer gehörigen Ladung Brutalität auf die Leinwand kommen, aber zieht man die Stärke dieses Gefühls in Betracht, dann kann es davon eigentlich kaum genug geben, vor allem dann, wenn sie den Zuschauer so stark in den emotionalen Sog ziehen können, wie Southpaw das kann.


"Großartig! Das wird der nächste Oscar für den besten Hauptdarsteller und vielleicht auch für den besten Film." Foto:



Eine Frau stirbt, Trauer, Wut und Verzweiflung werden geboren. Jake Gyllenhaal lässt sich als nicht unbedingt kluger, aber sympathischer Boxer unfassbar real von diesen Gefühlen zermatern. Die Boxkämpfe selbst weichen der Ästhetik wegen allerdings etwas von der Realität ab. Die Treffer sind eindeutiger, die Bewegungen feiner, das Klammern seltener, dementsprechend schöner und spannender ist es auch dabei zu zuschauen. Mit Rachel McAdams als umwerfende Ehe-Frau und Forest Whitaker als fast ebenso umwerfender Trainer konnten die Nebenrollen kaum besser besetzt werden.


"Was das Boxen anging nicht ganz real, aber sehr gut und sehr emotional. Zu emotional. Vor allem die Geschichte mit der Tochter." Foto:



Und auch wenn es in dem sportlichen Drama kaum was zu lachen gibt, so sorgt zumindest eine Besetzung für eine gehörige Ladung Ironie: Curtis James Jackson, alias 50 Cent, der im wahren Leben kürzlich Privatinsolvenz angemeldet hat, spielt den überreichen Box-Manager, der seine Hände immer da hat, wo es Geld zu scheffeln gibt.

Im großen und ganzen: Ein Film mit viel Schweiß, Blut und Tränen, der einen, um das wohl naheliegendste Wortspiel noch mitzunehmen, umhauen kann. Ab heute ist Southpaw im Kino zu sehen.


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