Absturzgefahr: Wie sicher sind Braunschweigs Hallen-Decken?

von Sina Rühland


| Foto: Frank Vollmer



Braunschweig. Sind die Decken in Braunschweigs Hallen sicher? Das möchte die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Braunschweig in einer Anfrage im Bauausschuss von der Verwaltung wissen. Hintergrund der Anfrage ist eine Öffentliche Bekanntmachung der Stadt vom März 2016. Darin hieß, dass in Hallen, die in den sechziger und siebziger Jahren gebaut wurden, die Gefahr bestehen könnte, dass sich Teile der Deckenverkleidung lösen. Zuletzt hatte sich ein Plastikteil von der Turnhallen-Decke der Berufsbildenden Schulen V gelöst. Im Jahr 2011 stürzte nachts die Decke in dem Musikraum der Gaußschule ein. Aktuell ist die Sporthalle Leonhardstraße aufgrund einer lockeren Deckenbefestigung geschlossen. 

Betroffen von der Überprüfung sind Unterdecken, deren Verkleidungen "mittels lotrecht eingeschlagener, glattschaftiger Nägel" angebracht worden sind. In Nordrhein-Westfalen hat es kürzlich einen Fall gegeben, bei denen sich Teile dieser Deckenverkleidung gelöst haben. Die Verwaltung fordert nun in der Folge Hallen-Eigentümer in Braunschweig auf, ihre Gebäude "umgehend zu prüfen". Die SPD-Fraktion hat daher die Stadt nun um Auskunft gebeten. Ratsherr Detlef Kühn, Sprecher im Bauausschuss, erklärte dazu: "Nach den Vorkommnissen an der Gaußschule vor wenigen Jahren ist dies für Braunschweig ein sensibles Thema. Die Stadt hat die Verantwortung für über 70 Turnhallen und mehr als 30 weitere Veranstaltungsräume." Private Eigentümer sollten hier ebenfalls regelmäßig von Fachleuten überprüfen lassen, ob ihre Deckenkonstruktionen in Hallen und Veranstaltungsräumen mit großen Spannweiten den notwendigen Sicherheitsstandards genügten. Darum sei es wichtig, dass die Öffentliche Bekanntmachung der Stadt von vielen privaten Eigentümern ernst genommen werde. Auf Anfrage der SPD-Fraktion teilte die Stadt Braunschweig mit: "Die im fraglichen Zeitraum errichteten Unterdecken werden derzeit zusammengestellt. Sobald diese Zusammenstellung vorliegt, wird sie dem Bauausschuss nachgereicht."

Decken werden von Hausmeistern begutachtet


Nach dem Absturz einer Unterdecke in der Gaußschule hat die Stadtverwaltung nun alle Hausmeister beauftragt, die Unterdecken an allen Schulen in Augenschein zu nehmen. Dies teilte die Stadtverwaltung mit. Bei Auffälligkeiten soll ein externer Statiker hinzugezogen worden sein. "So wurde zum Beispiel eine mangelhafte Ausführung an der GS Heidberg diagnostiziert, die umgehend durch den Austausch der Decken durch das ausführende Unternehmen beseitigt wurde", heißt es.

Zudem würden im Rahmen der jährlichen Sicherheitsbegehungen augenscheinliche Prüfungen der tragenden Bauteile und der Unterdecken durchgeführt. Bei Auffälligkeiten werde ebenfalls ein Statiker hinzugezogen. "Des Weiteren werden routinemäßig weitgespannte Tragwerke städtischer Gebäude durch ein Statikbüro näher untersucht. Im Zuge dieser Prüfungen, die alle 12 Jahre stattfinden müssen, werden auch die dazugehörigen Unterdecken mit ihren Konstruktionen, soweit vorhanden, untersucht. In der Untersuchung sind derzeit ungefähr 106 Liegenschaften mit entsprechenden weitgespannten Tragwerken. Darin sind rund 70 Sporthallen enthalten (aus allen Baualtersklassen). Die Prüfungen mit Bauteilöffnungen sind aufwendig und langwierig. Die Ergebnisse von 11 Hallen sollen im Mai dieses Jahres vorliegen", so die Antwort der Stadtverwaltung.

Privat-Hallen-Besitzer können nicht ermittelt werden


Von einer mangelhaften Befestigung der Unterdecken sollen hauptsächlich Veranstaltungsgebäude sowie Sport- und Schwimmhallen aus den entsprechenden Baujahren betroffen sein. "Die privaten Eigentümer der möglicherweise betroffenen baulichen Anlagen werden seitens der Bauverwaltung nicht gesondert informiert. Es ist der Verwaltung nicht möglich, eine (abschließende) Liste der betroffenen baulichen Anlagen aufzustellen, weil das Kriterium der Befestigung von Decken nicht in der Vorhabenbeschreibung der Bauanträge / Baugenehmigungen aufgeführt ist und somit auch nicht als Suchbegriff fungieren kann." Auch sind die voraussichtlich betroffenen baulichen Anlagen aufgrund der Zeitspanne (sechziger bis achtziger Jahre) nicht im IT-System vorhanden, sondern nur durch Aktenstudium im Archiv ermittelbar. Das Archiv ist aufgrund der Auslagerung der durch Schimmelpilz befallenen Akten zurzeit nicht vollständig einsehbar."

Sporthalle Leonhardstraße bis Freitag geschlossen


Die Sporthalle der BBS V, Leonhardstraße 29, bleibt in dieser Woche gesperrt. Die Untersuchung der Deckenleuchten und der Deckenbefestigung durch einen Statiker haben ergeben, dass Nachbefestigungen notwendig sind. Die Arbeiten haben am Montag begonnen und werden nach aktuellem Stand bis einschließlich Freitag, 29. April, andauern. Ab der kommenden Woche soll die Halle wieder zur Verfügung stehen.


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